Was geschah mit den Menschen, die Zwangsarbeit, Verschleppung und die Konzentrationslager überlebten? Und vor welchen Herausforderungen standen befreite Jugendliche und Kinder? Seit einigen Jahren steigt das Interesse der Forschung an der Situation der Displaced Persons (DPs) nach 1945. In Dachau widmete sich Ende Mai 2016 ein internationaler Workshop diesem Thema unter dem Titel „Nach der Befreiung – zur Situation von Überlebenden und Kindern als DPs. Neue Zugänge in Bildung und Wissenschaft“. Veranstalter des Workshops waren der ITS und das Max Mannheimer Studienzentrum. Begleitet wurde die Veranstaltung durch die Ausstellung des ITS „Wohin sollten wir nach der Befreiung?“.
Der Historiker Boaz Cohen, Leiter der Holocaust-Studien am Western Galilee College in Akko, Israel, betonte, dass die Nachkriegsgeschichte ohne Berücksichtigung der Displaced Children nicht vollständig sei, vor allem vor dem Hintergrund der Bedeutung dieser Generation bis heute. Wichtiger Ausgangspunkt dafür ist der wenig erforschte Bestand der Akten des Child Search Branch (Kindersuchdienst) im Archiv des ITS.
Die US-Historikerin Atina Grossmann lenkte den Blick darauf, dass sich in Deutschland und einigen Nachbarländern – wenige Jahre nachdem NS-Deutschland als „judenrein“ erklärt worden war – rund 300.000 Juden aufhielten, überwiegend aus Osteuropa. Die jüdischen DPs und die deutsche Bevölkerung lebten im gleichen Land, aber in unterschiedlichen Welten, fundamental getrennt durch ihre Erfahrungen während des Krieges.
DPs als Thema der Bildungsarbeit standen im Mittelpunkt der pädagogischen Sektionen – teilweise mit Bezug zur aktuellen Dimension von „Displacement“ angesichts der Fluchtzuwanderung nach Europa. Außerdem präsentierten Wissenschaftler*innen aus sieben Ländern ihre Forschungsprojekte, die sowohl die Folgen für die Kinder und Jugendlichen umfassten als auch Untersuchungen der Hilfsstrukturen.

Die Tagung war eine große Bereicherung für unsere Arbeit. Sie hat den Diskurs zum Thema befördert und viele neue Projektideen hervorgebracht.
Nina Ritz, pädagogische Leiterin des Max-Mannheimer Studienzentrums