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documentED – Lernpakete für Fahrten zu Gedenkstätten

documentED ist ein neues Serviceangebot des ITS, das 2017 entwickelt und erprobt wurde: Schülergruppen, die zu KZ-Gedenkstätten fahren, erhalten vorbereitete Lernpakete

Die Geschichte der NS-Verfolgung mit der Lebenswelt von Schüler*innen zu verknüpfen, das ist die Idee eines neuen Pilotprojekts mit dem Namen documentED, welches der ITS in Zusammenarbeit mit KZ-Gedenkstätten sowie den Veranstaltern von Gedenkstättenfahrten entwickelt. Schülergruppen, die zu KZ-Gedenkstätten fahren, erhalten im Rahmen des Projekts Lernpakete vom ITS. Diese bestehen aus drei Bausteinen: Dokumente aus dem ITS-Archiv, die für die Vor- und Nachbereitung einer Gedenkstättenfahrt besonders geeignet sind, relevanten Content aus dem neuen ITS-Tool „e-Guide“ sowie didaktische Hinweise und Impulsfragen. Der Clou dabei ist, dass der ITS das Paket auf jede Schülergruppe abstimmt. „Wir können das leisten aufgrund der vielen Individualakten, die wir anhand unserer Metadaten relativ präzise filtern können“, sagt ITS-Mitarbeiter Christian Höschler. „Ein Riesenpotenzial für die Vor- und Nachbereitung solcher Fahrten!“ 

Kriterien sind das vorhandene Vorwissen der Schüler*innen, die definierten Lernziele und die Zeit, die für die Vor- und Nachbereitung sowie für den Besuch selbst zur Verfügung steht. Um die Lernenden wortwörtlich da abzuholen, wo sie stehen, sucht der ITS Akten zu ganz bestimmten Personen heraus. „Wir können oft Material mit Lokalbezug bieten – ein echtes Alleinstellungsmerkmal“, wie Höschler erklärt. Das heißt, die Schüler*innen bekommen Dokumente (zum Beispiel Häftlingspersonalkarten oder Fragebögen) zu KZ-Häftlingen, die ursprünglich aus dem Heimatort der Besuchergruppe stammten. Sie kennen vielleicht das Wohnhaus oder die Straße, in denen die Verfolgten früher lebten. Diese Nähe erzeugt Interesse und erleichtert den Einstieg in das Thema. „Die Information, dass Millionen ermordet wurden, ist furchtbar, aber abstrakt“, sagt Höschler. „Wir sprechen die Schülerinnen und Schüler anhand von konkreten Einzelschicksalen an und verbinden das mit Lernzielen, die auf die eher strukturelle Geschichte der NS-Verfolgung zielen.“ 

Die Beschäftigung mit den Schicksalen ist wichtig. Gleichzeitig muss sie Ausgangspunkt für weitere Erkenntnisse sein. Höschler betont: „Das Material führt vom Einzelnen zu einem breiteren Kontext. Von der individuellen Verfolgung ausgehend geht es in einem zweiten Schritt um Fragen nach dem Grund ihrer Inhaftierung, zur Funktionsweise der KZ und zur Struktur des NS-Terrorsystems.“ Den Aufbau der Lernpakete will der ITS standardisieren. Die individualisierten Ausführungen lassen sich so schnell neu zusammenstellen. 

2017 gab es den ersten Testlauf mit dem Kooperationspartner Max Mannheimer Studienzentrum Dachau und einen sich daran anschließenden Experten-Workshop. Nun folgt die zweite Testphase, zusammen mit mehreren KZ-Gedenkstätten. „Das Angebot ergänzt das pädagogische Programm der Gedenkstätten und greift deren Wünsche auf“, sagt Höschler. Es gehe darum, sich in der Gedenkstättenarbeit enger zu vernetzen und gegenseitig zu unterstützen. Attraktiver Service in zwei Richtungen also, für Partner und Nutzer*innen. „Wir müssen das Kulturerbe mit neuartigen Angeboten ständig aus anderen Perspektiven sichtbar machen“, sagt Höschler, „das gehört zu unserer Bildungsaufgabe.“